Als ob wir in den letzten beiden Jahren nicht schon genug Meetings gehabt hätten, plädiere ich dafür, dies auch bei Magazinproduktionen zu machen - und zwar für jede einzelne Story einer jeden einzelnen Ausgabe.
Einige sagen diesen Meetings Produktionsmeeting, andere meinen, es sei das gleiche wie ein Redaktionsmeeting (ist es nicht) und wieder andere kennen solche Meetings gar nicht, so wie ich beispielsweise bei meinem ersten Job als AD eines Magazins. Nicht weiter verwunderlich, war es also jedes Mal Glücksache, wie ein Magazin ausgesehen hat, oder es war schlicht und einfach ein Krampf für alle Beteiligten, bis ein vernünftiges Ergebnis erreicht wurde. Mit Kreameeting meine ich das Besprechen der nächsten Magazinausgabe, genauer der Geschichten, die in Form und Länge frei sind, also nicht die fixen Rubriken. Beteiligt an diesen Meetings sind die zuständige Person der Redaktion, die Bildredaktion, die Blattmacherin und die Art Direction.
Die Rolle der Art Direction
Eine zentrale Position bei diesen Meetings kommt der Art Direction zu. Diese muss die einzelnen Storys wirklich verstehen, damit sie daraus auch Kreativideen entwickeln kann. Das ist nicht immer einfach, ist sie nicht so tief in der Materie drin und nicht so mit den Protagonistinnen vertraut, wie die zuständige Redaktorin. Darum muss sie auch die Rolle eines «Feldweibels» einnehmen können und nachhaken, bis alle relevanten Fakten klar sind. Dies ist notwendig, denn am Schluss interessiert es niemanden, warum das Layout so aussieht, wie es aussieht oder warum schon wieder viel zu viel Text auf den einzelnen Seiten hat oder die Bilder austauschbar sind. Einzig das Resultat zählt.
Folgende Fragen sollten beim Besprechen jeder Story auf jeden Fall beantwortet werden:
. Worauf läuft die Geschichte hinaus oder welche These wird verfolgt?
. Muss jemand fotografiert werden oder braucht es ein Themenbild oder gibt es eine Illustration?
. Wieviel Lauftext sind für wie viele Seiten angedacht und gibt es Zusatzelemente wie Boxen oder Zweitstoffe? Ja, besprecht auch Zeichenmengen. Es geht hier um Annahmen und Absprachen, die für Verbindlichkeiten sorgen.
Die Vorteile von Kreameetings
. Versteht die Art Direction eine Story, lassen sich daraus Ideen für ein Shooting kreieren, die zu besseren und auch überraschenderen Fotos führen. Oder man findet dadurch genau DIE richtige Fotografin, weil sie mit solchen Shootings erfahren ist. Ususf. Nicht alle Fotografinnen können alles gleich gut.
. Mit genauen Angaben über Zeichenmengen, Zusatzstoffe oder Shootingaufträge lassen sich Vorlayouts erstellen, die später im Prozess Zeit sparen. Es wird auch so immer noch die eine oder andere Story geben, die während dem Machen eine Wendung erfährt, so dass sie nicht wie besprochen realisiert werden kann und die Grafik darum einfach das beste aus der Sache machen muss. Sind im Vorfeld aber Kreameetings gemacht worden, werden solche Fälle zumindest weniger.
. Ein guter Überblick über die nächste Magazinausgabe erzeugt auch intern eine Bindung zum Produkt. Man fühlt sich abgeholt und wertgeschätzt. Und wer mag das nicht?
Persönlich ziehe ich den Begriff Kreameeting dem des Produktionsmeeting vor, da der Wortbestandteil KREA zum Ausdruck bring, dass ein gut gemachtes Magazin kreative Inputs beinhaltet und nicht einfach ein Abfüllen von Text und Bildern ist.
Ach ja, ein Kreameeting oder Produktionsmeeting ist kein Redaktionsmeeting. In einem Redaktionsmeeting werden von der Redaktion Ideen für die nächste Ausgabe ins Plenum eingebracht und diskutiert. Wirklich verifiziert und recherchiert wurden diese Ideen meist noch nicht. Ein Kreameeting ist im Prozess später angeordnet und die nötige Recherchearbeit oder erste Kontaktaufnahme ist geschehen.
Und nun viel Spass beim neuen Lieblingsmeeting.
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